Ist es möglich, mithilfe künstlicher Intelligenz mit Tieren zu kommunizieren?
Unser Planet beherbergt über 8 Millionen Arten, doch die Sprache verstehen wir offiziell nur von einer: unserer eigenen.
Viele Menschen können zwar durch Erfahrung und Intuition die Signale von Tieren deuten, aber bleibt es nicht ein Paradox, dass wir mit fortschrittlichen Technologien wie KI – insbesondere Large Language Models – primär menschliche und maschinelle Sprachen erforschen und nutzen?
Ein innovatives Projekt nimmt sich dieser Herausforderung an. Es baut auf dem exponentiellen Fortschritt im Bereich des maschinellen Lernens und der Sprachverarbeitung auf, beginnend mit Technologien, die menschliche Sprachen ohne Wörterbücher übersetzen können. Diese Methoden sollen nun erweitert werden, um auch Kommunikationsformen von Tieren zu erschliessen.
Die Rede ist von: Earth Species Project
Wie funktioniert künstliche Intelligenz in der Kommunikation mit Tieren?
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der Kommunikation mit Tieren, indem sie hilft, die Kommunikationsbarrieren zwischen Menschen und Tieren zu überwinden.
Durch die Analyse und Interpretation von Tierlauten und -verhalten können Forscher besser verstehen, wie Tiere kommunizieren, und potenziell sogar mit ihnen in einen Dialog treten.
Hier sind einige Schlüsselaspekte, wie KI in der Kommunikation mit Tieren funktioniert:
1. Entschlüsselung von Tierlauten: KI-Technologien werden eingesetzt, um die komplexen Laute und Signale, die Tiere verwenden, zu analysieren und zu interpretieren. Beispielsweise arbeiten Projekte wie das Earth Species Project und CETI (Cetacean Translation Initiative) daran, die Kommunikation von Pottwalen zu entschlüsseln, indem sie Algorithmen verwenden, die ursprünglich für menschliche Sprachen entwickelt wurden.
2. Imitation von Tierverhalten: Einige Forschungsprojekte haben Roboter oder Algorithmen entwickelt, die spezifische Verhaltensweisen von Tieren imitieren können, um mit ihnen zu interagieren.
3. Analyse von Tierkommunikation: KI kann grosse Mengen an Daten über Tierlaute und -verhalten sammeln und analysieren, um Muster und wiederkehrende Sequenzen zu identifizieren. Dies hilft Wissenschaftlern, die innere Logik und Struktur der Tierkommunikation besser zu verstehen.
4. Förderung des Tierwohls: Die Erkenntnisse aus der KI-gestützten Tierkommunikation könnten dazu beitragen, das Wohlergehen von Tieren zu verbessern, indem sie beispielsweise bei der Auswilderung gefährdeter Arten unterstützen oder das Verständnis für die Bedürfnisse von Tieren in menschlicher Obhut verbessern.
Trotz dieser Fortschritte gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Risiken und ethischen Implikationen, die mit der Nutzung von KI in der Tierkommunikation verbunden sind. Experten warnen vor einem möglichen Missbrauch der Technologie, beispielsweise durch Fischereiflotten oder Wilderer, die KI nutzen könnten, um Tiere anzulocken und zu fangen.
Daher ist es wichtig, Richtlinien für den verantwortungsvollen Einsatz von KI in der Kommunikation mit Tieren zu entwickeln und zu befolgen.
Welche konkreten Beispiele von Projekten gibt es in denen wir mit KI mit Tieren sprechen?
Cetacean Translation Initiative (CETI)
Die Cetacean Translation Initiative (CETI) ist ein ambitioniertes Projekt, das darauf abzielt, die Klickkommunikation von Pottwalen zu entschlüsseln. Mehr als zwei Dutzend Fachleute aus renommierten Institutionen wie dem MIT, Deepmind, Microsoft und Google Research arbeiten zusammen, um Algorithmen, die ursprünglich für menschliche Sprachen entwickelt wurden, auf die rund vier Milliarden unterschiedlichen Klickgeräusche der Pottwalsprache anzuwenden[1]. Das Ziel ist es, die komplexe Kommunikation dieser Meeressäuger besser zu verstehen und möglicherweise sogar eine Form der Zweisprachigkeit zwischen Menschen und Walen zu erreichen.
Kommunikation mit Bienen
Ein deutsches Forscherteam hat einen Roboter entwickelt, der den Schwänzeltanz der Bienen imitiert. Dieser Tanz ist ein Mittel, mit dem Bienen Informationen über die Lage von Futterquellen an ihre Artgenossen weitergeben. Durch die Imitation dieses Tanzes versuchen die Forscher, die Kommunikation mit den Bienen zu verstehen und zu beeinflussen. Es wird auch daran gearbeitet, Maschinen in Bienenstöcke einzupflanzen, um die Akzeptanz der Roboter durch die Bienenvölker zu erhöhen und so die Kommunikation weiter zu verbessern[1].
Kommunikation mit Elefanten
Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Infraschall Kommunikation von Elefanten. Neben lautem Röhren kommunizieren Elefanten auch mit tiefen Tönen, die für das menschliche Ohr nicht hörbar sind.
KI-Technologie wird hier eingesetzt, um diese Geräusche zu erfassen und zu analysieren. Das Verständnis dieser niederfrequenten Kommunikation könnte wichtige Einblicke in das Sozialverhalten von Elefanten geben und dazu beitragen, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und zu schützen.
Infraschall ist eine tiefe Tonfrequenz, die unterhalb des Bereichs liegt, den das menschliche Ohr hören kann. Elefanten nutzen diese tiefen Töne, um über weite Entfernungen miteinander zu kommunizieren, besonders auf dem Boden, wo sich Infraschall am besten ausbreitet. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Elefanten sich so über Distanzen von bis zu zehn Kilometern verständigen können, manche glauben sogar, dass diese Signale bis zu 50 Kilometer weit reichen können.
Zum Beispiel fand man heraus: Elefantenbullen senden tiefe Infraschallrufe aus, um eine Partnerin zu finden. Wenn eine Elefantenkuh interessiert ist, antwortet sie mit ihrem eigenen Infraschallsignal. Zudem benutzen schwangere Elefantenkühe Infraschall, um etwa zwölf Tage vor der Geburt ihres Nachwuchses ihre Herde zu informieren.
Erstaunlicherweise hören Elefanten diese tiefen Töne nicht mit ihren Ohren, sondern auf eine ganz besondere Weise. Die Töne werden tief in der Kehle erzeugt und können durch Aufpressen des Rüssels auf den Boden verstärkt werden.
Elefanten nehmen Infraschall über die Spitze ihres Rüssels und ihre Füsse wahr. An beiden Stellen befinden sich empfindliche Druckrezeptoren. Während der Rüssel hilft, die Infraschallwellen zu spüren, nutzen Elefanten ihre Füße, um die Richtung zu bestimmen, aus der der Schall kommt.
So kommunizieren Elefanten auf eine faszinierende Weise, die für Menschen unhörbar ist.
Diese Projekte zeigen, wie KI dazu genutzt werden kann, die Kommunikation zwischen Menschen und verschiedenen Tierarten zu erforschen und zu verbessern. Sie bieten die Möglichkeit, das Wohlergehen von Tieren zu fördern und tragen zum Schutz und Erhalt der Arten bei. Gleichzeitig gibt es Bedenken hinsichtlich des potenziellen Missbrauchs dieser Technologien, was die Notwendigkeit von Leitlinien und gesetzlichen Regelungen unterstreicht.
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Quellen
[...] https://www.earthspecies.org/
[...] https://www.projectceti.org/about
[...] https://www.mi.fu-berlin.de/inf/groups/ag-ki/Projects/RoboBee1.html
[...] https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/tiersprache-elefanten-kommunizieren-ueber-infraschall
[...] https://t3n.de/news/mit-tieren-kommunizieren-ki-expertin-warnt-1509794/
[...] https://www.it-markt.ch/news/2022-08-21/ki-soll-kommunikation-mit-tieren-ermoeglichen
[...] https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/kommunikation-ki-hilft-menschen-tiere-zu-verstehen
[...] https://www.deutschlandfunk.de/kuenstliche-intelligenz-delfine-kommunikation-100.html